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Zur Person Karl Lueger

Karl Lueger

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Karl Lueger wurde 1844 in Wien geboren und war nach Abschluss seines Jusstudiums zunächst als Rechtsanwalt tätig, bevor er sich ab 1875 seiner politischen Laufbahn widmete. Lueger war im Laufe der Jahre unter anderem Reichsratsabgeordneter und Mandatar des niederösterreichischen Landtags, das Zentrum seiner politischen Aktivitäten lag jedoch in der Wiener Kommunalpolitik. Über 30 Jahre lang war er Mitglied des Wiener Gemeinderats und von 1897 bis zu seinem Tod 1910 Bürgermeister der Stadt.

Lueger, der ursprünglich eher dem Liberalismus zugeneigt war, gründete 1893 die Christlichsoziale Partei, die in erster Linie das Kleinbürgertum als ihr Klientel betrachtete und dessen Bedürfnisse und Ängste in Zeiten rasanten sozialen Wandels mit antikapitalistischen, antiliberalen und explizit antisemitischen Parolen anzusprechen versuchte. Um diese Wählerschichten anzusprechen, tauchte auf allen politischen Ebenen ein neuer Politikertyp auf. Der „Volkstribun“ zeichnete sich dadurch aus, nicht länger als unnahbarer Repräsentant der herrschenden Klasse aufzutreten, sondern den unmittelbaren Kontakt zur Bevölkerung in Gasthäusern, Bierhallen, auf Marktplätzen und in Betrieben zu suchen und die „Sprache des Volks“ zu sprechen.

Karl Lueger war ein herausragendes Beispiel für diesen neuen Politikertypus: Er versuchte, die Stimmung „des Volks“ zu erspüren; er hielt seine Reden gerne im Dialekt, stellte sich auf das geistige Niveau seiner Zuhörerschaft ein, machte alles Schwierige einfach und versuchte sein Publikum durch humoristische Anmerkungen zu unterhalten. Besonderen Erfolg bei seiner Wählerschaft brachten ihm Angriffe auf deren vermeintliche Feinde. Er verstärkte Antipathien sowohl gegen Politiker anderer Weltanschauungen als auch gegen nationale und religiöse Minderheiten. Seine teilweise äußerst drastisch formulierten, polemischen Attacken wandten sich nicht an die Vernunft und den kritischen Verstand, sondern appellierten bewusst an Gefühle und Instinkte. So verstand er es, die Wiener mit großem Erfolg durch seine mitreißenden Reden für sich zu gewinnen, indem er bewusst mit stereotypen Feindbildern spielte und insbesondere antisemitische Vorurteile „bediente“.

Alles Widrige brachte er auf die einfache Formel: „Der Jud ist schuld!“ und hetzte mit dem Ausspruch: „Wir wehren uns dagegen, dass die Christen unterdrückt werden und an die Stelle des alten christlichen Reiches Österreich ein neues Palästina tritt.“ Dabei griff er den traditionellen, katholischen Antisemitismus gegen das "Gottesmördervolk" auf. Er kombinierte diesen mit antiliberalen und antikapitalistischen Elementen und sprach so die weit verbreiteten Vorurteile gegenüber „Geld- und Börsenjuden“, „Pressejuden“, „Tintenjuden“ an. Die Christlichsozialen sahen unter seiner Führung, eine ihrer politischen Hauptaufgaben darin, die aus ihrer Sicht „rasch gewachsene Macht der Juden“ wieder zu reduzieren und die Emanzipation von 1867 rückgängig zu machen.

Um 1900 wurden zur Rechtfertigung des Antisemitismus die noch aus dem Mittelalter stammenden Ritualmord-Verdächtigungen erneut aufgegriffen. Führend in der Verbreitung vieler Schauermärchen waren katholische Geistliche. Lueger war überzeugt, dass die katholische Kirche „Schutz und Schirm gegen die jüdische Unterdrückung“ sei und „das christliche Volk von den schmachvollen Fesseln der Judenknechtschaft befreien“ werde. Luegers Eintreten für die Interessen des „kleinen Mannes“, sein Geschick als politischer Redner, sowie ein ambitioniertes Reformprogramm brachten seiner Partei bei den Gemeinderatswahlen 1895 die Mandatsmehrheit. Lueger wurde zum Bürgermeister von Wien gewählt, jedoch verweigerte Kaiser Franz Joseph seine Zustimmung, da er die Gleichberechtigung aller Bürger angesichts Luegers ausgeprägtem Antisemitismus nicht gewährleistet sah. In der Folge musste die Wahl vier Mal wiederholt werden, bis der Monarch 1897 Lueger endlich als Bürgermeister von Wien bestätigte.

In seiner Amtszeit als Wiener Bürgermeister verwirklichte er zahlreiche Großprojekte, wie etwa den Bau der II. Wiener Hochquellenwasserleitung, die Kommunalisierung der Gas- und Elektrizitätsversorgung sowie der Straßenbahnen, den Bau von großen Sozialeinrichtungen wie des Versorgungsheims Lainz und des Psychiatrischen Krankenhauses am Steinhof.

Neben den Problemen, die sich aus dem raschen sozialen Wandel im ausgehenden 19. Jahrhundert ergaben, war die Zeit Luegers als Wiener Bürgermeister insbesondere von den nationalen Konflikten innerhalb der Donaumonarchie geprägt. Hinzu kamen der Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Teuerungswelle; die Empfänglichkeit für radikale, nationale Parolen nahm immer mehr zu.

Luegers ständig wiederholter Grundsatz lautete: „Wien ist deutsch und muss deutsch bleiben.“ Die Umgangssprache, durch die die Nationalität im Vielvölkerstaat definiert wurde, bildete dabei den Ausgangspunkt seiner Politik: Nicht deutsch sprechenden Wiener_innen wurde energisch abverlangt, die deutsche Sprache zu gebrauchen.

Auch veranlasste Lueger eine Ergänzung des Wiener Einbürgerungsgesetzes von 1890. Dort hieß es, dass derjenige ein Wiener Bürger werden könne, der geschäftsmäßig und unbescholten sei, einen zehnjährigen festen Wohnsitz in Wien und eine ebenso lange Steuerleistung nachweisen könne, wirtschaftlich selbstständig sei und dem Bürgermeister leidlich gelobe, „dass er alle Bürgerpflichten nach Vorschrift des Gemeindestatutes gewissenhaft erfüllen und das Beste der Gemeinde möglichst fördern wolle.“ Diesem Passus wurde der Eid des Bewerbers hinzugefügt „den deutschen Charakter der Stadt nach Kräften aufrecht“ zu erhalten. Außerdem wurde die Zeremonie des Bürgereides im Rathaus mit einer feierlichen Bekräftigung des Grundsatzes, dass Wien eine deutsche Stadt sei, verbunden.

Heute ist noch gelegentlich zu hören, Lueger habe sich zwar als Antisemit gebärdet, dies aber gar nicht ernst gemeint. Er habe sogar jüdische Freunde gehabt und schließlich sei keinem der Juden ernstlich „etwas passiert“. Mit dem viel zitierten Spruch: „Wer a Jud ist bestimm i!“ hätte er sich zudem die Freiheit herausgenommen, Ausnahmen einzuräumen. Dies wäre harmlos im Gegensatz zum zur selben Zeit politisch tätig gewesenen Georg Ritter von Schönerer, der einen auf dem Konstrukt „Rasse“ basierenden Antisemitismus vertrat.

Vergessen wird hierbei, dass Lueger der erste war, der den Antisemitismus in Österreichs politischem Leben „salonfähig“ gemacht und zu einer akzeptierten politischen Bewegung formiert hat. Antisemitismus erschien nun vielen Menschen als normal und respektabel und fand sich auch als politisches Pogramm in anderen Parteien. Nach Luegers Tod war der Antisemitismus ein wesentlicher Teil des politischen Lebens in Österreich und blieb es auch in den folgenden Jahrzehnten.

Zum Andenken an Lueger wurde 1926 ein Denkmal, dessen Entwurf von Josef Müller bereits 1912 aus einem Wettbewerb siegreich hervorgegangen war, errichtet. Aufgrund des Ersten Weltkriegs und der einhergehenden Geld- und Ressourcenknappheit, verschob man den geplanten Bau. Im Jahr 1922, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Bestätigung Luegers als Bürgermeister Wiens durch den christlich-sozialen Gemeinderatsklub, wurde das Bauvorhaben wieder aufgegriffen und forciert. Im September des Jahres 1926 wurden der neu gestaltete Platz und das Monument der Öffentlichkeit übergeben.


Verwendete Literatur

Andics, Hellmut: Ringstraßenwelt, Wien 1983
Geehr, Richard: Karl Lueger- Mayor of Fin de Siècle Vienna, Detroit 1990,
Hamann, Brigitte: Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators. München 1998 (8. Auflage),
Hawlik, Johannes: Karl Lueger und seine Zeit. Wien, München 1985
Kuppe, Rudolf: Festschrift zu der am Sonntag, den 19. September 1926 stattfindenden Enthüllung des Dr. Karl Lueger-Denkmales, Wien 1926
Reichhold, Ludwig: Karl Lueger, Wien 1989
Schnee, Heinrich: Karl Lueger, Leben und Wirken eines großen Deutschen, Paderborn 1936
Spitzer, Rudolf: Des Bürgermeisters Lumpen und Steuerträger, Wien 1988